Erlebbare Kunstgeschichte des Neuen:
Die Sammlung Rombold in der Obhut des Landes


Landeshauptmann Dr Pühringer
(Pressekonferenz vom 7. März 2002)

Mit der Unterzeichnung eines Schenkungsvertrages am 7.März 2002 übergibt der Linzer Theologe, Philosoph, Kunstwissenschafter und emeritierte Hochschulprofessor DDr.Günter Rombold seine bedeutende Kunstsammlung in die Obhut des Landes Oberösterreich.

- Der Sammler Günter Rombold:
- Intensive Beschäftigung mit moderner und zeitgen. Kunst

- Sammlung umfasst mehr als 600 Werke
- Das Land übernimmt Verpflichtungen:
- Kontinuierliche Präsentation unter verschiedenen Aspekten

- Breite Kunstdiskussion, internationale Kooperation
- Startschuss mit Ausstellung in der Landesgalerie
- Digitale Aufarbeitung durch das Oö.Landesmuseum
- Kunst aus der Sicht der Wissenschaften
- Institut für Kunst an Theologischen Fakultät
- einmalig im deutschen Sprachraum

- Interdisziplinäre Vernetzung
- Land Oberösterreich fördert Kunstvermittlung

Der Sammler Günter Rombold:
Intensive Beschäftigung mit moderner und zeitgenössischer Kunst

Prof.DDr.Günter Rombold beschäftigte sich zeitlebens intensiv mit moderner und zeitgenössischer Kunst. Bereits als Kind kam er mit Werken von Alfred Kubin in Berührung und zeigte sich davon tief beeindruckt. Sein Interesse galt zunächst der Kunst der Moderne, speziell den künstlerischen Strömungen des Expressionismus, setzte sich aber in der zeitgenössischen Malerei, Grafik und Plastik sowie im modernen Kirchenbau fort.

Sammlung umfasst mehr als 600 Werke
Die mehr als 600 Werke umfassende Sammlung belegt eine intensive Auseinandersetzung und ein Interesse an den künstlerischen Manifestationen unserer Zeit. Der deutsche Expressionismus und Werke von Alfred Kubin stellen Schwerpunkte der Sammlung dar. Im Bereich der Kunst nach 1945 erfolgte eine weitgehende Konzentration der Sammlungstätigkeit auf Österreich und hierin auf informelle und abstrakt-expressive Strömungen. Mit Siegfried Anzinger und Gunter Damisch sind zwei der bedeutendsten zeitgenössischen oberösterreichischen Künstler repräsentativ in der Sammlung vertreten.
Prof. Rombolds Bemühungen um zeitgenössische Kunst in Linz und Oberösterreich wurden vielfach mit den Aktivitäten von Monsignore Otto Mauer in Wien verglichen, der mit der Galerie nächst St. Stefan in den späten 60er Jahren ein Forum für die Kunst der Avantgarde schuf. Sie wurden mit der Verleihung des Heinrich Gleißner Kulturpreises 2001 öffentlich gewürdigt.

Das Land übernimmt Verpflichtungen:
Kontinuierliche Präsentation unter verschiedenen Aspekten

Im Gegensatz zur Sammlung Otto Mauer, die bis heute kein bleibendes Domizil gefunden hat, ist es seitens des Landes Oberösterreich gelungen, mit Prof. Rombold ein Übereinkommen zu finden, das mit der Übernahme der Kunstsammlung durch die Landesgalerie nicht nur eine bedeutende Erweiterung der Bestände darstellt, sondern in mehreren Schwerpunktsetzungen die kontinuierliche Präsentation der Sammlung unter dem Blickwinkel verschiedener Einzelaspekte für die Öffentlichkeit zum Ziel hat.
Dem verdienstvollen Theologen und Kunstwissenschafter sowie langjährigen Herausgeber der Zeitschrift "kunst und kirche" ist die Auseinandersetzung des Publikums mit Kunst ein besonderes Anliegen.

Breite Kunstdiskussion, internationale Kooperation
Nicht allein der Orientierung auf religiöse, sondern auch auf andere spezielle Charakteristika soll dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. In Kombination mit dem Sammlungsbestand der Landesgalerie wird ein entsprechendes Auftreten auch in internationalen Kooperationen angestrebt.
Konkrete Überlegungen im Hinblick auf eine Zusammenarbeit wurden bereits mit der österreichischen Botschaft in Berlin und dem Museum in Paderborn angestellt.

Startschuss mit Ausstellung in der Landesgalerie
Den Startschuss zu diesen Initiativen bildet die heute beginnende Ausstellung in der Landesgalerie, die mit Werken von vier ausgewählten Künstlern - Max Beckmann, Lovis Corinth, Ernst Ludwig Kirchner und Alfred Kubin - dem oö. Publikum einen speziellen Aspekt der Sammlung Rombold vorstellen wird.

Digitale Aufarbeitung durch das Oö.Landesmuseum
Darüber hinaus erfolgte bereits eine vollständige digitale Erfassung der Sammlung, die im Rahmen der Präsentation der grafischen Sammlung des Landesmuseums im Internet permanent zugänglich ist.

Kunst aus der Sicht der Wissenschaften
Prof. DDr. Günter Rombold gründete 1984 an der damaligen Kath.-Theol. Hochschule das Institut für "Kunst und Kirchenbau" mit einer Professur für "Kunstwissenschaften und Ästhetik", an dem ein intensive und kontinuierliche wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit den Anliegen der zeitgenössischen Kunst aus der Perspektive der Kirche stattfindet und ein langfristiger Dialog gewährleistet sein soll.

Institut für Kunst an Theologischer Fakultät einmalig im deutschen Sprachraum
Dieses Institut für Kunst an einer Theologischen Fakultät stellt innerhalb des deutschen Sprachraumes eine Einmaligkeit dar, wobei sich der Linzer Ansatz durch die Akzentuierung auf die Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart auszeichnet, Ziel der Forschung ist es, Werke der Kunst sehen zu lernen, sie in ihrem historischen und gesellschaftlichen Kontext zu begreifen und Brücken zu theologischen Fragestellungen zu entwickeln.
Eine philosophisch-kunstwissenschaftliche Studienrichtung an der Kath.-Theol. Privatuniversität Linz ist derzeit in Planung.

Interdisziplinäre Vernetzung
Die musealen Qualitäten des Oö. Landesmuseums garantieren für die Zukunft eine fachgerechte und restauratorische Betreuung der Kunstwerke einerseits, den jederzeitigen Zugang zu den Werken der Sammlungen für das Institut und die dort Studierenden andererseits. Das Angebot richtet sich aber nicht nur an Studentinnen der Theologie, sondern auch zum interdisziplinären Diskurs mit den Hörer und Hörerinnen an der Kunstuniversität in Linz. Es hat sich in der Vergangenheit bereits als konstruktiv erwiesen, wenn Hörerinnen unterschiedlicher Studienrichtungen und Weltanschauungen sich gemeinsam mit künstlerischen und ästhetischen Problemstellungen auseinander-setzen.

Land Oberösterreich fördert Kunstvermittlung
Das Land Oberösterreich unterstützt diese breite Form der Kunstvermittlung und hat am 12. Februar 2002 ein diesbezügliches Förderübereinkommen unter Beitritt der Diözese Linz als Trägerin der Kath.-Theol. Privatuniversität abgeschlossen, um langfristig den Bestand des Instituts für Kunst zu garantieren. Das Übereinkommen wurde von Diözesanbischof
Dr.Maximilian Aichern für die Diözese Linz, Prof.DDr.Rombold für die Günter-Rombold-Privatstiftung sowie Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer für das Land Oberösterreich unterzeichnet.
In Summe werden rund 2,18 Mio. Euro (30 Mio.S) Landesmittel bereit gestellt, die eine ausreichende wissenschaftliche Ausstattung des Institutes für Kunst ermöglichen.
Mit dem Schenkungsvertrag vom 7. März 2002 wiederum übernimmt die Landesgalerie die Aufgabe einer Studiensammlung für diese universitäre Einrichtung in Oberösterreich, wobei auch inhaltlich zwischen beiden Institutionen eng kooperiert wird.
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